ISLE OF MAN
Die „Man“ wie sie von vielen nur genannt wird, ist hier in Europa, aber wahrscheinlich in der Welt einzigartig. Ein Relikt aus vergangenen Zeiten und dadurch umso seltener. Sie ist real, echt, schön, brutal und manchmal gnadenlos. Aber immer faszinierend und polarisierend.
Alles was man auf Videos oder Bildern sehen kann, ist nichts im Vergleich dazu, wenn man zum ersten Mal an der Strecke steht und hört wie die Motorengeräusche näher kommen und einen Augenblick später die Fahrer mit Vollgas, über 300km/h an einem vorbeifahren. Und das in einem Abstand von nur einer Armeslänge. Man glaubt es einfach nicht. Wie schaffen es die Fahrer bloss sich diesen über 60 Kilometer langen Kurs einzuprägen.
Für viele Fahrer ist es das „Mekka der Biker“. Einmal im Leben sollte man dagewesen sein.
So dachte ich damals 2002 auch. Inzwischen war ich schon dreimal( 2002,2006,2011) dort. Immer mit guten Freunden und bei bestem Wetter.
Die Anreise ist gar nicht so lang und teuer wie viele denken. Vorraussetzung ist aber die rechtzeitige Buchung der kleinen Fähre zur IoM von Heysham nach Douglas.Die Plätze sind immer schnell vergriffen.Wir hatten damals für alle 4 Fahrten mit der Fähre incl. Frühstück und Abendessen p.P ca. 500 € bezahlt. Dazu kommt der Sprit für Mann und Maschine 😉 sowie die Kosten für die Unterkunft und Verpflegung. Von Norddeutschland aus kommend geht es vormittags los Richtung Rotterdam oder Amsterdam. Nachmittags trifft man bei der Fähre ein und kann sich einen schönen Abend bei einem kühlen Bier machen. Allerdings sollte es nicht zu spät werden, da am nächsten Tag Grossbritannien durchquert werden muss. Dabei darf auch nicht getrödelt werden sonst verpasst man evtl. die Fähre Richtung Douglas der Hauptstadt der IoM.
Wenn das Ziel endlich erreicht ist, sollte der Linksverkehr auch kein Problem mehr darstellen.
Wir entschieden uns für einen Campingplatz etwas ausserhalb von Douglas. Dort ist man direkt, und ich meine direkt, an der Rennstrecke, diese wird während der anderen Zeiten als ganz normale Landstrasse genutzt. Der Campingplatz hat den Vorteil, das dort auch eine Bushaltestelle ist und man bequem mit dem Bus hinfahren und ein oder zwei Bier trinken kann. Zurück geht es mit dem Taxi, dessen Kosten sich dann durch vier teilen lassen.Nah am Geschehen, Isle of Man
Was viele nicht wissen. Die IoM ist einige der ganz wenigen Orte auf der Welt wo es ausserhalb der Ortschaften keine Geschwindigkeitslimit gibt!!!
Dafür wird aber umso stärker darauf geachtet das innerhalb der Ortschaften nicht zu schnell und auch nicht betrunken gefahren wird. Da verstehen die Bobbys keinen Spass.
Zum Thema Einheimische. Ich habe selten so freundliche Menschen kennen gelernt. Da können wir Deutsche uns noch einen dicke Scheibe von abschneiden. Die Polizei ist hilfsbereit. In den kleinen Ortschaften an der Strecke, bereiten die Frauen Kuchen und Snacks zu günstigen Preisen zu und man kann sich nett mit Ihnen unterhalten.
Ich vergleiche dies immer mit der GP oder der Formel Eins. Keine Security, man kann durchs Fahrerlager laufen und sich die besten Maschinen direkt aus der Nähe ansehen und auch mit den Fahrern schnacken. Niemand muss einen Eintritt zahlen. Selbst während des Rennens kann der Platz gewechselt werden.
In Ramsey, einem kleinem Nachbarort an der Küste gibt es die Möglichkeit für jederman und für kleines Geld, am Ramseysprint teilzunehmen. Dies ist ein Beschleunigungsrennen über die Achtelmeile. Hier darf jeder mitfahren der ein Fahrzeug hat, ob Roller oder 1000PS Bike. Ich habe mir auch den Spass gegönnt und 16 Pfund bezahlt, dafür gab es ein T-shirt und die Möglichkeit den ganzen Tag hier zu fahren und verschiedene Tuningmassnahmen auszuprobieren. Abgesehen von der Rennatmosphäre ist die Insel sehr schön und abwechslungsreich. Abseits des Geschehens gibt es einsame Täler und Berge, Flüsse und Seen, Wälder und Strände. Wobei das Meer wegen der gleichbleibenden Temperatur des Golfstroms eher weniger zum Baden einlädt. Dafür wachsen hier wegen des milden Klimas sogar Palmen.
Und es gibt noch weitere Sehenswürdigkeiten u.a. das Laxeywheel das grösste Wasserrad (22m Durchmesser) Europas, das dazu diente Wasser aus den ertragreichen Stollen zu pumpen.
Das Parlament der IoM ist das älteste durchgehend bestehende der Welt, es existiert seid 979. Die Insel ist auch kein Mitglied der EU und hat auch eigenes Geld. Auf einigen sogar mit dem legendärem Joey Dunlop als Motiv.
Auch die Strände sind unterschiedlich. Ob weicher Sandstrand oder die Nordspitze der Insel, wo es millionenfach flache Steine gibt. Ideal zum aufs Wasser aufditschen lassen.
Und für die Freunde von Rosamunde Pilcher Filmen kann ich nur sagen, hier sieht es genauso aus. Vieles ist nett hergerichtet mit schönen Vorgärten und aparten Häusern.
Da es hier weniger schneit als auf Helgoland, sind die Strassen auch nicht so kaputtgefroren vom Frost. Daher bleibt der Teer länger bestehen und die Strassen bleiben so schmal. Dies sorgt wiederum für langsamere Geschwindigkeiten der Fahrzeuge.
Inzwischen gibt es eine immer grössere Menge an Endurofahrern, die gefördert durch die Regierung der IoM, eigene Strecken zum fahren bekommt. Dies fördert den Tourismus auch ausserhalb der 2 Wochen Ausnahmezustand während der TT( Tourist Trophy). In Deutschland undenkbar.
Nun aber wieder zurück zu unserem Urlaub. Die Woche ging mal wieder viel zu schnell rum. Wir hatten viel Spass bei Bushy´s, dem Partyzelt an der Promenade, viel gesehen von der Landschaft, nette Leute kennengelernt und natürlich aufregende Rennen beobachtet.
Was war nicht so dolle. Meiner Meinung nach die Imbissbuden. Die Burger sind wirklich gewöhnungsbedürftig und die Würstchen auch. Typisch englisch halt.
Viele fragen mich. Isle of Man! Fahren sich da nicht ständig welche tod?!
Ja das stimmt, leider.
Man muss aber etwas unterscheiden zwischen den Rennfahrern und den Besuchern. Die Rennfahrer wissen das sie dabei umkommen können und gehen das Risiko ein.
Die meisten Unfälle mit Toten treten aber beim Mad Sunday auf. Dann ist die Rennstrecke für alle befahrbar und zur Einbahnstrasse erklärt. Seit einigen Jahren aber nur noch in den Bergen und nicht mehr komplett. Dazu kommt das die Motorradfahrer hier natürlich zu zigtausenden auftreten. Auf dem Festland sterben auch regelmässig an Wochenenden Motorradfahrer und umgerechnet auf die Menge vielleicht sogar mehr.
Nichtsdestotrotz ist natürlich jede Tote einer zuviel!
Eine kleine Geschichte zum Schluss. Im ersten Jahr wollten wir uns das Rennen in den Bergen ansehen. Dort kann man den längsten Streckenabschnitt beobachten. Und während wir so warten das es bald losgeht, fahren die letzten Motorradfahrer zu Ihren Plätzen. Ein deutsches Pärchen mit zwei Moppeds wollte wohl noch schnell vom Parkplatz des MuseumCafes nach Douglas fahren. So biegen sie aus der Einfahrt kommend auf die rechte! Spur mit ca 30 kmh ein und knallen frontal in ein Auto. Einer wurde mit dem Hubschrauber weggeflogen, der andere mit dem Rettungswagen abtransportiert. So kann es leider auch gehen.
Aber trotzdem bleibe ich dabei. Diese Insel ist eine Reise wert. Auch ausserhalb der Rennen.