Fischereihafenrennen 2012

MEIN ERSTES MAL… So ein Mist, worauf habe ich mich da bloß eingelassen? Jetzt steh´ ich hier in Bremerhaven auf dem Rennkurs und mach´ mir vor Aufregung fast in die Hosen. Was hatte ich den Mund auch so voll genommen. Aber, fangen wir von vorne an.fischereihafenrennen-2012-mit-honda-hawk-650 Jetzt war ich schon mehrfach mit meinem Kumpel Torsten zum Zuschauen beim Bremerhavener Fischereihafenrennen (BFR). Und wie das so ist, wenn man eine zu große Klappe hat, irgendwann fiel der Satz „Das kann ich auch“, aber leider ist für die Hawk (Honda NT650) keine entsprechende Klasse dabei, in der ich hätte mithalten können mit den 50 PS. Bis zu diesem Jahr. Jetzt gibt es auch eine Klasse für Motorräder mit zwei Zylindern bis 650 ccm , die Formel 2. Also konnte ich mich anmelden. Schließlich wollte ich immer schon mal sagen können, dass ich Motorradrennen fahre!

Inspiriert hat mich auch das alte Bild von Detlev Louis auf seiner Norton beim Hamburger Stadtparkrennen. Ein kurzer Anruf bei Hinrich Hinck, dem Organisator des BFR. Er meinte zwar, die Klasse sei übervoll, aber ich sollte einfach mal meine Nennung losschicken. Vielleicht hätte ich ja Glück. Nachdem ich schon gar nicht mehr damit gerechnet hatte, bekam ich doch noch Post.

Jetzt ging der Puls zum ersten Mal hoch. Oha, nur noch zwei Wochen Vorbereitungszeit. Rennreifen mussten her (bloß welche nehmen?), die Lichtanlage musste komplett abgebaut werden und der Ölfilter sowie die Ölablassschraube mussten mit Draht gegen Losrütteln gesichert werden, Haupt- und Seitenständer müssen auch weg, den Anhänger konnte ich mir sicher von meinem Kumpel Torsten borgen. Die Zeit verrinnt, plötzlich ist schon Samstag, den Freitagabend hatte ich schon meinen alten Golf mit fhr2012Material vollgeladen, von der Wasserflasche über ausreichend Werkzeug bis zum Pavillon. Hoffentlich habe ich nichts vergessen…

In Bremerhaven angekommen, musste ich mich erst einmal orientieren. Es war schon alles voll gestellt von anderen Teilnehmern. Am Ende fand sich aber doch noch ein Plätzchen zwischen etwas streng riechenden Fischkisten und mit Platz für die Heringe meines Zeltes in dem Pflaster. Glücklicherweise hatte ich auch an eine extra große Kabeltrommel gedacht für die Zuleitung an die Stromkästen. Schließlich brauchen die Reifenwärmer ausreichend Energie. Dann noch schnell zur Fahrzeugabnahme und zum Fahrerbriefing und den Abend ruhig ausklingen lassen.Fischereihafenrennen2012 bilder torsten 030

Drei Ziele hatte ich mir gesetzt 1.) Knochen heil lassen 2.) Mopped heil lassen, schließlich bin ich mit ihr schon über 100.000 km gefahren, 3.) Nicht Letzter werden. Nun war also der Sonntag gekommen und es war Zeit für das freie Training um 8:45 Uhr. Mann, was hatte ich schlecht oder so gut wie gar nicht geschlafen. Erstens vor Aufregung, aber auch weil es nicht lange dunkel war und ich dadurch nur gefühlte zwei Std. die Augen zu machen konnte. Völlig gerädert und voll mit Adrenalin ging es also zum ersten Mal auf die Rennstrecke, die ich am Abend zuvor abgegangen war. Jetzt hieß es, möglichst schnell die Strecke kennenlernen und die Bremspunkte einprägen. Und genau da passiert es, nachdem ich ein paar Kurven vorher einen ordentlichen Verbremser hingelegt hatte, wäre ich nun fast in die Strohballen gekracht, da ich in einer nicht einsehbaren Kurve den Einlenkpunkt um einen halben Meter falsch angefahren hatte. Jetzt geht die Pumpe aber ganz schön ordentlich. Und bevor in meinem Körper ein wieder halbwegs normaler Puls herrscht, ist der erste Turn auch schon vorbei. Ich komme mir vor wie ein absoluter Anfänger. Das bringt ja überhaupt keinen Spaß, das hatte ich mir alles ganz anders vorgestellt.

Das erste Renntraining beginnt gegen Mittag. Jetzt werden die Zeiten gemessen für die Startaufstellung beim Rennen. Die Sonne brennt vom Himmel. Trotzdem fühle ich mich schon viel fitter. Torsten ist inzwischen auch vorbeigekommen, macht Fotos und leistet mir seelischen Beistand. Das zweite Mal läuft wesentlich besser, ich hänge mich an einen anderen Fahrer, der etwas besser ist als ich, und schau´ mir die Linie an, die er fährt. Am Ende der Runde hätte ich ihn überholen können, belasse es aber dabei, irgendetwas zu riskieren. Die erste Runde steckt mir noch im Kopf. Inzwischen ist es richtig voll geworden und es ist schon ein tolles Gefühl zu wissen, dass einem so viele zuschauen, auch wenn vielleicht nicht alle wegen mir da sind.hini1Fischereihafenrennen2012 bilder torsten 012

 

 

Es bleibt auch noch Zeit, sich die anderen Fahrer und Rennen anzusehen. Mann, was fahren einige von denen gut, alle Achtung! Aber leider gibt es auch relativ viele Ausfälle und dadurch auch Verzögerungen. Der Grund dafür, wird mir beim nächsten Turn klar. Das zweite Renntraining beginnt, ich fühle mich immer noch gut, kenne die Strecke inzwischen etwas besser und will wenigstens eine gute Runde hinlegen, denn nur die beste Runde zählt für die Startposition im Rennen. In einer gut zu fahrenden, nicht allzu schnellen Kurve, bricht mir schlagartig das Hinterrad aus. Ich kann die Maschine aber noch abfangen. Was war passiert? Da dies eine ganz normale Strasse ist mit Gullydeckeln, Kopfsteinpflaster etc. werden die Gullydeckel mit besandeter Teerpappe überklebt, damit die Fahrer nicht ausrutschen.

Doch genau diese ist durch die enorme Hitze des Tages weich geworden, und beim Beschleunigen in Schräglage haften die Reifen nicht mehr richtig. Jetzt heißt es, die Gullydeckel zu umfahren. Leider sind ziemlich viele von denen mitten in der Kurve. Das bedeutet, ich muss mir vor jeder Kurve überlegen, ob ich vor oder hinter dem Deckel vorbeifahre. Aber trotzdem fühle ich mich richtig klasse und würde es jetzt gerne Krachen lassen! Jetzt habe ich auch den Spaß, den ich mir vorgestellt habe. Ein paar von den anderen Fahrern würde ich mir bestimmt noch schnappen können. Leider kommt es durch die vielen Teilnehmer vor einigen Kurven immer zu leichten Staus, so dass ich keine richtig schnelle Runde hinbekomme. Und Ruck Zuck ist auch dieser Turn vorbei. Schade, ich könnte noch weiterfahren. Da die Trainings immer nur 15 Min. gehen, ist die Zeit viel zu schnell vorbei. Bei der Fahrzeugabnahme werden die ausgedruckten Rundenzeiten zum Mitnehmen ausgelegt. In meiner Klasse sind aber nur noch die Zeiten für das zweite Renntraining und da habe ich von 56 Fahrern den 43. Platz gemacht. Ich bin sehr zufrieden, meine drei Ziele bisher erreicht zu haben. Hoffentlich geht es morgen so weiter. Pfingstmontag = Renntag, freu´ mich schon. Bei einem Gespräch mit einem anderen Fahrer aus meiner Klasse stellt sich heraus, dass es wohl keine Zettel mehr mit der Startaufstellung gibt und auf welchem Platz ich fahren soll. Also, hin zum Rennbüro! Dort erfahre ich aber leider, dass ich nicht teilnehmen darf, da einige Fahrer im ersten Renntraining wohl bessere Zeiten eingefahren haben und ich somit auf den 43. Platz rutsche und nur die besten 40 beim Rennen teilnehmen. So eine Sch….. Ich bin, wie die anderen auch, die nicht mitfahren dürfen, sehr enttäuscht. In den anderen Klassen sind manchmal keine 40 Fahrer zusammenzukriegen, daher fahren sie immer alle Läufe. Mir bleibt nur der Trost, dass ich besser gefahren bin, als einige mit besserem Fahrwerk, Bremsen und zum Teil 20 PS mehr Leistung, die auch ausscheiden mussten. Den restlichen Tag schaue ich mir mit Freunden die anderen Rennen an.

Sehr beeindruckt hat mich auch der 67 Jahre alte Finne Osmo Partti, der mit seiner alten Norton Manx Bj. 62 in der Klasse 6 (Sound of Classic Junior) als ältester Teilnehmer mit dem ältesten Motorrad gewonnen hat. Von dem kann ich bestimmt noch was lernen. Fazit: Ich habe noch eine Rechnung offen und muss hier wohl noch mal her!

Fischereihafenrennen2012 bilder torsten 019

Fahrzeug: Honda NT 650 Hawk EZ : 1991 Motor: Original, ca. 50 PS,  Kmstand: 68000ml oder ca 100000 km, Umbauten: Dynojetkit, K&N Luftfilter, BSM Auspuffanlage, LSL Stummellenker, Reifen Pirelli Corso Rosso 2

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