Dies ist der Reisebericht der auch in der Kutter und Küste Nr.51 erschienen ist.
HIN und WEG
Immer diese Entscheidungen was man mitnehmen möchte und kann. Aber so ist das halt wenn jemand mehrere Leidenschaften hat und sie alle gleichzeitig nutzen will.
So wie bei mir. Ich angele, reise und fahre auch gerne Motorrad. Wenn dann auch noch das Zelt und evtl. Freundin mit soll wird es schon ganz schön eng auf dem Bock.
Und da ich von meinem Bekanntenkreis weiss das es noch mehr Männer gibt die dieses Problem haben, dachte ich mir, schreibst du mal so deine gemachten Erfahrungen auf.
Natürlich hat alles seine Vor- und Nachteile. Wenn ich mit dem Wohnmobil oder dem Kombi incl. Anhänger anreise kann ich die Kiste mit Angelmaterial und Verpflegung für ein halbes dutzend Angler vollschmeissen. Und zurück natürlich auch dementsprechend kiloweise Filets bunkern. Auf der Fahrt selbst wird oft in einem Rutsch durchgefahren. Meistens bleiben wir dann an einem Ort den wir dementsprechend intensiv befischen können. Das Angeln steht dann im Vordergrund und Besichtigungen sowie die Landschaft bleiben dann meistens etwas auf der Strecke.
Beim Motorradfahren ist die Anreise selbst schon ein Erlebnis. Ich fahre dann nur selten Autobahn und nehme mir Zeit für die umliegenden Gegenden. Das ich dabei an schöne Seen und Flüssen vorbeikomme die noch nicht in jedem Angelreiseführer stehen ergibt sich ganz von selbst. Manchmal sind es Einheimische, die ich beim Tanken oder einkaufen kennen lerne, die mir Tipps geben.
Von einigen Norwegern weiss ich das viele Einheimische nicht immer gut auf die Wohnmobil- und Angeltouristen zu sprechen sind. Da sie vieles von zu hause mitbringen und sich auch beim 15 kg Fischfiletlimit nicht immer zurückhalten können. Schliesslich haben sie genügend Stauraum. Als Biker hat man da einen etwas besseren Stand.
Die Ausrüstung fürs angeln beschränkt sich dabei aufs Nötigste.
Es ist erstaunlich wie wenig Material man braucht wenn man sich Zeit nimmt und alles überflüssige aussortiert. Meistens wird beim Auto oder Bus alles vollgestopft. Beim Motorrad geht das nicht. Ich nehme meistens eine Spinnrute mit ca. 3m länge und einem Wurfgewicht bis 80 gr. für die Küstenangelei sowie eine kürzere kräftige zum Bootsangeln mit.Entweder als Teleskoprute (schneller angelfertig) oder als kleinteilige Steckruten (stabiler). Aktuell gibt es von Shimano die 6-teilige Beastmaster Twin tip die wie 2 Ruten in einer sind. Wurfgewicht von 40gr. bis 300gr. Dazu passende Stationärrollen mit geflochtenen Schnur. Auf grosse Multirollen verzichte ich wegen des Gewichts und da ich sie zu selten nutze.An Ködern reichen mir verschiedene Meerforellenblinker und Gummifische, 2 Pilker und Bleie 1 Herings-sowie ein Makrelenpaternoster, ein paar Einzelhaken sowie kleinmaterial, dazu noch Filtiermesser und Schleifstein. Ein Kescher habe ich bisher noch nicht gebraucht. Man muss sich halt vorher umsehen wo man einen grösseren Fisch landen kann. Ein kleines Gaff fürs Boot bekommt man oft vom Verleiher oder ist mit an Bord.
Fische auf dem Mopped mitnehmen geht auch schlecht. Ich fange halt nur soviel wie ich auch verwerten kann oder verschenke den Rest an dankbare Abnehmer auf den Campingplätzen.
In meinen Anfangsjahren war ich mit meiner alten Yamaha XT 600 in Norwegen. Unter einer Brücke hatte ich, mehr durch Zufall, einen schönen Lachs gefangen, den ich in Salz und Alufolie gepackt hatte um ihn später meinem Bekannten zum präparieren zu geben. Doch leider war er zu Hause so schlecht erhalten das ich ihn wegwerfen musste. Seitdem esse ich die Fische immer gleich.
Dieses Jahr sollte es also wieder mal nach Norwegen gehen. Ich weiss nicht wie oft ich schon hier war, aber es gefällt mir immer noch sehr. Bisher beschränkte sich mein Radius auf Süd-und Westnorwegen. Dieses Jahr wollte ich ganz hoch hinaus, bis zum Nordkap. Die Anreise ging von Travemünde nach Helsinki, auf der Fähre lernte ich auch gleich einen motorradfahrenden Finnen kennen. Unter Bikern ist die Gemeinschaft ähnlich wie bei den Anglern. Man ist gleich per Du und hat ein Gesprächsthema. Dieses gilt wohl weltweit. Er konnte mir auch gleich ein paar Tipps für schöne abwechslungsreiche Strassen geben. Wobei Finnland ja eher flach ist.
Aber ich hatte sein Empfehlungen gleich bei mir ins Navi eingegeben und ich muss sagen es hat sich gelohnt. Da ich aber nur 16 tage zur Verfügung hatte musste ich mich sputen, schliesslich wollte ich mehr zeit in Norwegen verbringen.
Aber als ich relativ weit nördlich die ersten braunen Flecken auf der Strasse entdeckte und mich noch wunderte was das wohl war, fuhr ich an einen Trupp Rentieren vorbei. Kaffee brauchte ich jetzt keinen mehr, wach war ich jetzt wieder. Sie sollten mir jetzt ständig begegnen. Und als Zweiradfahrer ist ein evtl. zusammentreffen mit Wildtieren nicht immer das was man sich wünscht, dadurch erledigt sich die Einhaltung der Geschwindigkeits-begrenzung von ganz alleine.
So richtig dunkel wurde es nachts so weit oben nicht mehr. Selbst um Mitternacht konnte man noch Zeitung lesen. Und auch das Wetter war auf meinen Seite, selbst über dem Polarkreis waren es noch bis zu 25° C.
Das hiess für mich ich konnte fast immer angeln. Die Termine der Gezeiten hatte ich mir vorsorglich von Deutschland mitgenommen.
Nun wollte ich aber endlich zum Nordkap von dem ich schon soviel gelesen und gehört hatte, dabei auch vieles an Negativem,u.a. es sei zu voll und zu teuer. Da ich dem Trubel entgehen wollte fuhr ich in der Frühe los und hatte die Strasse fast für mich alleine. Ich fand es einfach nur toll, wie in einem 3D Kino im Film“ Herr der Ringe“. Mit offenen Armen die Landschaft empfangen. Das Himmel war blau, kein Wind und warm war es auch noch. Die absolute Ausnahme anscheinend. Wäre jetzt Zwerge und Elben aufgetaucht ,es hätte mich nicht gewundert. Nach dem obligatorischen Weltkugelfoto ging es wieder Richtung Süden.
Nun wurde es aber endlich Zeit meiner anderen Leidenschaft zu frönen, dem Angeln.
Jede vielversprechende Angelstelle wurde befischt. Und mit meiner geländegängigen Enduro kann ich auch Hohlwege und Trampelpfade fahren wo kein Auto durchkommt. Vom Ufer aus nehme ich gerne eine leichte und lange Spinnrute, da die zu erwartenden Fische vornehmlich aus schön gezeichneten Makrelen, kämpferischen kleineren Köhlern und wilden Pollacks der noch nicht ausgewachsenen Art bestehen.
So fischte und fuhr ich mich vom Nordkap langsam über Hammerfest, wo ich dem Polarbärenclub beitrat, richtung der legendären Lofoten. Das Wetter blieb mir hold und ich erlebte eine hinreissende Landschaft mit weissen Sandstränden wie in der Karibik, schroffen Felsen und bunten Fischerhäusern. Das Wasser roch förmlich nach Fisch und hier muss ich unbedingt nochmal her um ausgiebig zu angeln. Auch hier lernte ich ein italienische Familie mit zwei Jungs im alter von 10 und 11 Jahren an einer Mole kennen. Die Jungs und der Vater waren begeistert beim Angeln während die Mutter interessiert zuschaute. Hauptbeute waren auch hier Makrelen und kleinere Köhler. Aber zu fortgeschrittener Stunde erfolgte auf einmal ein Biss an der Angel des Vaters der so stark war das der Fisch nicht zu halten war und leider verloren ging. Es kann also immer passieren das was ganz Grosses anbeisst. Dies liebe ich halt am Angeln.
So vergingen die Tage und ich sah wunderschöne Gegenden. Besonders die Küstenstrasse RV17 blieb mir im Gedächtnis. Vielleicht weil sie nicht so bekannt ist und es nie soviel Verkehr gibt wie auf den Lofoten mit ihren ganzen Wohnmobilkolonnen. Da in Norwegen viele Brücken, Tunnel und Fähren anfallen genoss ich mal wieder die Vorteile des günstigeren oder kostenlosen passierens für Moppedfahrer gegenüber anderen Kfz. An den kleineren Fähren darf man meistens als erster aufs Schiff und kann sich einen Kaffee holen bevor es voll wird.
So gingen die Tage dahin. Und da das grandiose Wetter sich hielt wollte ich gerne mit dem Boot raus.In der nähe von Kristiansund kannte ich einen netten Norweger. Geir ist Fischer und hat sich ein zweites Standbein mit dem Verleih von Booten und Hütten aufgebaut. Echte alte Rorbuer vermietet er auch noch.In den vergangenen Jahren hatte ich ihn schon öfter besucht. Die anwesenden Gäste waren schon gut am fangen. In den letzten zwei Wochen wurden 5 Heilbutte gefangen, zwar keine Riesen, aber immerhin. Dazu noch massenhaft Seehecht. 2 Tage wollte ich hier noch mit angeln und relaxen verbringen bevor es wieder auf den Heimweg gehen sollte. Ich hatte mir dieses mal, aus Kostengründen, kein Echolot geliehen, was sich später als Fehler erweisen sollte. Mit der eingeschweissten Seekarte von Geir würde ich wohl zurecht kommen, so dachte ich. Ich fing auch recht viele verschiedene Fischarten doch leider blieben die grösseren aus. Das es sie gab konnte ich ja bei den anderen Gästen sehen. Manchmal hat es eben doch Vorteile wenn man über genügend Platz verfügt.
So ging der Urlaub mit dem Motorrad zu ende. Beim nächsten Urlaub vielleicht wieder mit Freunden und dem Bus. Es fällt mir halt immer schwer mich zu entscheiden.