Dies ist ein Auszug von meinem Angelurlaubbericht auf den Malediven, veröffentlicht in der Kutter und Küste.
Ein Traum wird wahr.
Nun steh ich hier mitten im Nichts, soweit das Auge reicht nur Korallensand, 28 ° warmes türkisfarbenes Wasser., Unglaublich das man sich nach nur 10 Std. Flug in einer völlig anderen Welt befindet. Aus dem nasskalten Kiel direkt auf die Malediven in die heisse Sonne. Wir befinden uns auf einem Schiff das Platz für uns sechs Angler sowie die gleich grosse Crew bietet. Mit diesem Schiff fahren wir südlich kommend von Insel zu Insel Richtung Hauptstadt Male. Während der Überfahrten schleppen wir mit 30 Lbs. Gerät. Zufällig sitze ich mit einer Zeitung auf dem Achterdeck als die Multirolle aufkreischt und 100 m. entfernt ein ca 400 Pfund Marlin sich aus dem Wasser schraubt. Ich hechte zur Rute und nehme Kontakt zu dem Fisch auf während dieser weiterhin unbeirrt Schnur von der Rolle zieht. Der Kapitän stoppt auf und alle Mann sind aufgesprungen. Doch leider kann der Marlin sich nach einem weiteren Sprung von dem Haken befreien. Die Enttäuschung ist gross. Aber unser Hauptziel sind ja sowieso die Giant Trevalleys kurz GT`s genannt. Diese versuchen wir, mein Spinnkollege Björn und ich vom kleinen Boot aus zu fangen. Wir fahren mit leichter Fahrt aussen an den Atollen entlang und werfen unsere grossen Popper direkt an den Übergang vom flachen zum tiefen Wasser.
Ich angele mit einer 20000er Shimano Stella die mit 50kg tragenden geflochtenen bespult ist und dazu passenden schweren Rute. Nach einigen Stunden vergeblichen Werfens mit nur einigen Snappern, Groopern und Barrakudas in der 5kg.klasse tauchen plötzlich aus der Tiefe 2 GT`s auf und verfolgen den Köder. Der Puls rast und ich versuche so schnell als möglich zu kurbeln. Meine Anstrengung hat Erfolg und ein paar Meter vor dem Boot beisst einer an. Die Stella kreischt trotz fast geschlossener Bremse auf, die Rute ist bis ins Handteil krumm. Wahnsinn was für eine Kraft diese Fische entwickeln können, aber genau deshalb sind wir hier. Ibrahim unser Bootsführer versucht uns direkt über den Fisch zu halten damit er nicht mit der Schnur in die messerscharfen Korallen gerät. Nach einigen aufregenden spannenden Minuten können wir den GT landen. Ein paar Fotos und der ca. 20 kilo schwere Fisch darf zurück in sein Element da die Bestände auf einem guten Niveau bleiben sollen.
Aber auch von den Atollen auf den teilweise bis zum Horizont reichenden Flats kann man hervorragend angeln. Ob mit der Fliege oder der Spinnrute. Hier kann so ziemlich alles beissen. Relativ häufig sind die Bluefin trevalleys von 2-4 kg die einen sehr spannenden Drill liefern und selbst mit einer schweren Pilkrute nur schwer zu kontrollieren sind. Eine weitere Besonderheit sind die sehr grossen Hornhechte. Ein 1m langer und armdicker Hornhecht kommt nach dem Aufschlagen meines Schwimmwobblers aus ca. 20 m angeschossen. Die Hälfte des Weges in der Luft zurücklegend stürzt er sich auf den Köder. Leider kann sich der Horni nach einem kurzen aber heftigen Drill vom Haken befreien und übrig bleiben nur die tiefen Bissspuren im Wobbler. Eine weitere Stunde später taucht aus dem Korallengewirr ein riesiger Barrakuda auf und schwimmt ganz gemächlich auf 10m im knietiefen Wasser an mich heran. Über dem weissen Sand kann ich ihn gut erkennen. Doch das scheint ihm nicht alles ganz geheuer zu sein, er dreht bei und schwimmt wieder in die Tiefe. Wer so misstrauisch ist kann ja nur alt werden denke ich mir. Was für ein Tag! Und so fliegen auch die weiteren Tage dahin und jeden Abend beim nächtlichem Spassangeln gibt es beim kühlen Bier neue abenteuerliche Geschichten zu erzählen. Langsam nähern wir uns dem Ende der Reise. Auf dieser letzten Etappe sitze ich wieder auf dem Achterdeck und lasse die Reise incl. verlorenem Marlin revue passieren.
Das brummen und schaukeln des Schiffes sorgen dafür das ich fast eindöse. Plötzlich ein kurzes knarren der Multirolle an der Schlepprute. Wahrscheinlich nur eine stärkere Welle. Da schon wieder diesmal etwas länger „Sollte etwa“ denke ich noch und schaue nach dem Lure als plötzlich wieder die Rolle aufheult und hinter dem Boot ein Segelfisch die Oberfläche durchbricht. Was für ein toller Anblick. Jetzt bloss nicht wieder den Fisch verlieren. Aber alles geht glatt. Thomas unser Guide schätzt ihn auf 30kilo. Ich kann ihn bis an die Bordwand drillen als die crew das Vorfach greift und ein anderer versucht ihn zu gaffen. Dabei schlägt der schnelle Fisch wild um sich und befreit sich dadurch. Und wieder habe ich kein Foto. Das glaubt mir zu hause kein Mensch. Angler sind ja bekannt für ihre Wahrheitstreue. Verlorene Fische sind immer die grössten und wachsen im laufe der Jahre zu enormer Grösse heran. Aber eines kann mir keinen mehr nehmen. Einen tollen spannenden faszinierenden Traumurlaub.