Dieser Hindernislauf hat zwar nicht viel mit Reisen oder Motorrädern zu tun. Aber ich bin ja für fast alles zu haben. Und mein Arzt meinte auch, ich solle mehr Sport treiben, aber das sagt er eigentlich immer. Und da eine gute körperliche Verfassung auch zum Motorrad fahren nicht schaden kann , kam dieses Event gerade recht. Mein alter Kumpel Torsten hatte mich darauf gestossen und meinte noch, dass das bestimmt was für uns wäre.
Also angemeldet und mal sehen was uns dann erwartet. Es gab zwei Gruppen , eine rote mit 15 Hindernissen und 8 km länge im weichen Sand und eine gelbe mit 25 Hindernissen bei rund 15 km Gesamtstrecke.
Da wir zum ersten Male dabei waren haben wir uns für die kürzere Strecke entschieden, schliesslich waren wir nicht mehr die Jüngsten. Am Samstag, dem Rennen wurde uns schnell klar, das wir so ziemlich die ältesten Teilnehmer waren, und nur sehr wenige andere Grauhaarige zu sehen waren. Wir haben den Altersdurchschnitt sicherlich stark nach oben gedrückt. Es waren hauptsächlich junge Leute zwischen zwanzig und dreissig Jahren anwesend. Darunter aber auch sehr viele Frauen.
Das Wetter spielte mit und die fast 500 Anderen, waren guter Dinge. Doch leider ging während der Erklärung des Ablaufes das Mikrofon ständig aus und wir haben somit kaum etwas mitbekommen. Also gleich der ersten Meute hinterher und keine 200m weiter war schon der erste Stau, da die ersten Hürden den Lauf zum stoppen brachte. Während wir also warteten, sah ein Mitläufer unsere roten Armbänder und meinte noch wir wären in der falschen ( gelben) Gruppe. Unsere Gruppe wäre die, die gerade da ganz hinten hinterm Knick verschwindet und zeigt in die entgegengesetzte Richtung. Na Super, dass fängt ja gut an. Wir also die Beine in die Hand und hinterher. Somit waren wir also die Allerletzten in unserer Gruppe. Aber auch hier staute es sich nach kurzer Zeit bei den ersten Hindernissen.
Im Grunde geht es um nichts. Es wird nicht gewertet und bei einigen Hindernissen ist gegenseitige Hilfestellung geboten. Aber wir kommen beide aus dem Motorradsport , auch da zählt ausserhalb des Rennens gegenseitige Hilfe viel, aber ansonsten heisst es Gas geben und alle hinter sich lassen. Natürlich immer auf die faire Weise.
Aber zu sehen wie einige wesentlich jüngere Menschen es nicht mal schaffen ein Gerüst hoch zu klettern, ist erschreckend. So arbeiten wir uns nach und nach weiter vor. Aber auch grosse Männer mit schweren Muskelpaketen fangen schon nach einigen wenigen Kilometern das Gehen an, während wir relativ locker unseren Törn durchlaufen. Das hätte ich so in dieser Form nicht erwartet. Die Hindernisse bereiten uns keinerlei Schwierigkeiten. Liegt vielleicht auch mit daran, dass wir in unserer Kindheit mehr draussen rumgetobt sind und sich dadurch gewisse Bewegungsabläufe eingeprägt haben. Und so sind wir bald relativ weit vorne. Dabei vergessen wir aber nicht, auch immer wieder den anderen Teilnehmern zu helfen.
Es geht über staubtrockene Felder, durch den kühlen Wald, am weichen Sandstrand entlang, durch die erfrischende Ostsee zur Seebrücke und dann wieder zurück. Unterwegs durchkriechen wir aus Holzpaletten gebaute Röhren, überklettern Hindernisse, in Containern gesammelte alte Reifenstapel, schwingen uns mit Seilen über Matschgräben , springen in wassergefüllte Wasserhindernisse, hangeln uns an Metallstäben entlang, aber das grösste Hinderniss sah ich in der ca. 3,20 m hohe, aus Sperrholz gebaute Half Pipe.
Einen Tag vorher beobachtete ich, wie ein durchtrainierter Mann bestimmt fünf mal versuchte dort hoch zu kommen, und jedesmal scheiterte. Also stand ich mit etwas Respekt davor. Und musste dabei auch an die “ Ninja Warriors“ im Fernsehen denken, die so etwas ähnliches machten und wo auch viele verzweifelten. Dazu kamen natürlich auch hier viele Zuschauer, die den Druck dabei eine schlechte Figur abzugeben, nicht unwesentlich erhöhten.
Torsten machte den Anfang und natürlich schaffte er es beim ersten Anlauf. War ja klar!
Einer jungen Dame liess ich den Vortritt, so konnte ich wenigstens noch etwas Zeit schinden um mehr Luft zu bekommen. Sie konnte zwar die Kante erreichen, schaffte es aber nicht sich aus eigener Kraft hoch zu ziehen. Nur mit gemeinsamer Hilfe ihres Freundes und Torstens Unterstützung gelang es, sie wohlbehalten nach oben zu ziehen. Ich hatte zuvor noch versucht sie von unten an den Schuhen hoch zu drücken, fand aber mit den Füssen auf dem inzwischen leicht schmierigen Holz keinen Halt.
Nun war ich an der Reihe, jetzt bloss nicht blamieren, alle Kraft zusammen nehmen und loslaufen. Jaaa, super , gleich beim ersten Anlauf die Kante erreicht, dass hochziehen war danach nur eine Kleinigkeit. Und so ging es weiter. Zum Abschluss gab es eine Zielrutsche und danach ein kühles alkoholfreies Bier, Bananen sowie ein T-Shirt.
Also, was soll ich sagen, das Ganze hat Spass gemacht. Und für nächstes Jahr wollen wir uns wieder anmelden, dann aber die längere Strecke. Und vielleicht finden wir noch einige Mitstreiter die dabei sein wollen oder welche die uns anfeuern.
Wem das gefallen hat darf dies gerne teilen. Bis bald.
Klasse Hinni,
hast du toll gemacht !
Dein Nachbar Jürgen