Australien 12

On the Road again

Inzwischen ist es schon wieder 18,30 uhr und stockdunkel. Ich sitze in meinem neuen Zelt und habe es mir gemütlich gemacht. Das Topcase, welches ich sonst als Tisch nutze, fungiert nun als Rückenstütze. Dazu ein kaltes Dosenbier für läppische 4$. Dabei rauschen im Hintergrund die Wellen.

Heute war mein erster Fahrtag und die Richtung heisst Lancellin. Dort soll es ein riesiges Gebiet mit sehr hohen Dünen geben. Aber das beste daran, dort darf man legal mit Fahrzeugen alles Art drauf fahren. Trotzdem ist ein weiteres Gebiet für den Naturschutz gesperrt.

Bevor es aber soweit kam, galt es wieder viele neue Eindrücke zu verarbeiten. Gehen wir also nochmal an den Tagesanfang.

Leider waren auch nicht ganz so schöne Dinge dabei. Da ich bisher in meinem ganzen Motorradreiseleben noch nie bestohlen worden bin, habe ich auch diesmal meine Trinkflasche und meine Benzinflasche für den Kocher, incl. Inhalt an den Koffern gelassen. Und genau dieses beiden Dinge wurden nun gestohlen. Die Trinkflasche war nicht teuer aber die Flasche für den Kocher ist schon ärgerlich. So musste ich mir denn auch gleich eine neue in Perth holen. Vorher habe ich mich noch von den Backpackern im Hostel  verabschiedet. Ich bin schon froh dass ich nicht wie sie, mich jeden Tag nach Arbeit umschauen muss, sondern mir den Luxus leisten kann, nur zu reisen. Allerdings bin ich auch fast 25 Jahre älter als sie. Soll ich das nun gut oder schlecht finden. Was meint Ihr?!

Nun gut, also auf nach Perth und kaum fahr ich auf den Freeway, steh ich im Stau. Mist, dass ist ja wie zu Hause.

Glücklicherweise löst er sich relativ schnell auf. Der erste Outdoorshop den ich aufsuche, hat zugemacht. Aber kaum stehe ich am Strassenrand, spricht mich ein in Perth lebender Franzose an und erzählt mir, dass er nächstes Jahr eine Europatour mit dem Motorrad plant und wir unterhalten uns ein Weilchen. Ich empfehle ihm noch die Spedition InTime in HH. Er meinte noch, 2300,- für hin und zurück wäre ein Schnäppchen. Olaf Kleinknecht ( der Inhaber)sieht das bestimmt genauso.;-)) Komisch, irgendwie bin ich da anderer Meinung 😉 Langsam müsste ich Provision verlangen.

Also weiter zum nächsten Laden.

Nachdem ich dort alles gefunden habe und gerade am verstauen bin, geht eine ältere Dame, mit einer gepflegten vornehmen Erscheinung an mir vorbei und ich höre noch, wie sie im vorbeigehen sagt, „ You are an great Person!“. Meint die soeben mich, mit meinen ungewaschenen Haaren und den Moppedklamotten? Anscheinend ja, sonst ist hier ja niemand. Ich spüre wie ich soeben um 2 cm gewachsen bin;-)) und das warme Öl meinen Rücken runter läuft! Soeben habe ich mir vorgenommen meine Mitmenschen auch öfter zu loben.

So ein Lob bekommen viele in Deutschland, in ihrem ganzen Berufsleben nicht. Warum auch, wir werden dafür alle bezahlt und das ist schliesslich unser Job.

Nun aber los, ich habe alles zusammen und will endlich raus. Wobei Perth sicherlich einen extra Besuch wert ist. Aber heute für mich nicht!

Schon nach einigen Kilometern wird der Verkehr weniger und die Landschaft schöner. Nach ca. 100 km mache ich die erste Pause und biege in einen Feldweg ein. Die Wildblumen strahlen so schön um die Wette, ideal für einige Fotos. Ebenso die vielen bunten Papageien in den Bäumen. Irgendwie kann ich mich den Eindruckes nicht erwehren, dass die Farben der Vögel in Freiheit stärker leuchten.

Kaum bin ich dabei meine Kamera zu verstauen, vernehme ich unbewusst ein leises Brummen, welches immer lauter wird. Ich schaue hoch und traue meinen Augen nicht. Ich bin umgeben, genauer gesagt umschwärmt, von zigtausenden Bienen. Scheisse, und ich Trottel habe soeben die Kamera weggeräumt. Schnell wieder rauskramen und versuchen noch ein Foto zu schiessen, bevor sie wieder weiterfliegen. Dies gelingt mir aber mehr schlecht als recht.

Wahrscheinlich folgen sie der Königin zu einem neuen Nest. Aber da müsste ich Uta, die Honigdeern aus Kiel fragen. Sie ist die Spezialistin für klebrigen Süssstoff ;-))

Nun aber weiter Richtung Lancellin und einer Campingplatz suchen.

Neben einem Renterpärchen dass hier die Wintermonate verbringt bin ich der einzige auf dem Platz. Sie ist gerade am Gehweg fegen und erzählt mir dass sie mit ihrem Camper viele Jahre durch ganz Australien gereist sind.

Das Zelt ist schnell aufgebaut und gefällt mir richtig gut. Für zwei Personen wäre mir das aber viel zu eng, so ist es ideal.

Ein paar Stunden bleiben noch, bevor es wieder dunkel wird, so dann ab zum Spielplatz für die Männer;-) Weswegen ich hierher wollte? Die Dünen! Was für ein geiles Gelände zum Austoben. Es sind keine Crosser oder Buggys mehr zu sehen, sondern nur ein paar Asiaten die mit ihren Boards den Abhang hinabrutschen.

Sehr schade das ich meine DRZ 400 oder etwas Leichteres nicht dabei habe. Hier kann man mit ein paar Freunden richtig viel Spass haben. Bevor ich aber die 800er abstellen kann , kommt ein neuseeländisches Pärchen auf mich zu und fragt, ob sie von mir und meinen Bike ein Foto machen sollen, alleine ginge es doch so schlecht. Die Neuseeländer sollen noch netter als die Australier sein. Ob so etwas überhaupt ginge, frage ich mich und überlege ob ich den Kiwis, wie sie sich nennen nicht doch noch einen Besuch abstatten soll.

So beschliesse ich denn den Abend mit einem kühlem Bier auf dem höchsten Dünenkamm mit Blick auf den Ozean.

Cheers!