Die Tour an die Ostküste ist nicht wirklich interessant, aber auch hier gibt es einige Momente, die das Reisen immer wieder spannend machen.
Ich treffe z.B. zwei Schweden die mit ihren Longboards von Darwin bis nach Alice Springs fahren ( ca. 1500km) wollen. Sie erzählen mir ein wenig von ihrem Vorhaben und machen dabei einen doch recht entspannten und fitten Eindruck. An einem Tag schaffen sie so 30 bis 40 Km, so erklären sie mir. An dem ersten Longboard hängt noch ein zweites, sozusagen als Anhänger dran, mit dem sie ihr Hab und Gut hinter sich herziehen. Das hintere Board hat leicht eckige Rollen, damit soll das Board auf sehr schlechten Strassen leichter laufen. Leider habe ich mir die Namen nicht geben lassen. Wenn Ihr also das hier lesen solltet, meldet euch doch nochmal bitte bei mir.
Auf meine Frage hin, ob das nicht ein wenig langweilig wäre, meinten sie nur, dass „das Leben nie langweilig ist“ , womit sie natürlich recht haben.
Auf dem weiterem Weg komme ich noch an dem berühmten Pub “ Daly Waters“ vorbei. Hier bleibe ich etwas länger und schaue mir in Ruhe alles an. Ausserdem geniesse ich den Schatten und tanke mit Essen und Trinken meinen Speicher wieder auf. Apropo Tanken, wer hier tankt, sollte sich die Summe merken, die auf der Säule steht. Es gibt hier keine automatische Anzeige für die Kassiererin. Die vertrauen darauf, dass die Kunden nicht betrügen. Auch ansonsten ist dies der wohl skurrilste Laden hier in Down Under. Tausende von Visitenkarten, BH`s, Abzeichen usw. hängen von den Kunden zurückgelassen an den Wänden.
Die nächsten paar hundert Kilometer passiert nichts weiter aufregendes. Ich fahre so meinen Törn mit 130 km/h, ist hier im Northern Territory erlaubt, durch. Auf einigen Strassen fällt sogar diese Geschwindigkeitsbegrenzung weg. Bis ich auf einmal, an einem kleinen Ding mitten auf der Strasse vorbeifahre.
„ Sollte das etwa ???, Ja , das ist ein Dornenteufel !!!“ Vollbremsung und umdrehen. Na Super, habe ich ein Glück! Endlich mal ein dankbares Fotomotiv das sich nicht so hektisch bewegt wie die blöden Vögel ;-))
Nachdem ich genügend Bilder gemacht habe, setze ich den kleinen wild aussehenden, aber doch völlig harmlosen Kerl, an den Strassenrand, wo er nicht überfahren werden kann.
Ach so, ein fahrendes Haus kommt mir auch noch auf der Strasse entgegen. Obwohl ich schon ganz links ranfahre , ist zwischen meinem Ellenbogen und der Hauskante nur max. 50 cm Platz. So gesehen, ist doch allerhand passiert . 🙂
Sonntag 27.09.2015
DIE HORRORNACHT. Huuuuuuaaaaaaaarrgghh
Bis Mount Isa , einer Minenstadt, schaffe ich es noch, doch leider haben alle Campingplätze schon zu. So halte ich kurz vor Sonnenuntergang an einem einsamen Parkplatz, ausserhalb der Stadt ,neben der Strasse. Das Fahren mit dem Bike ist einfach zu gefährlich während der Nacht. Inzwischen habe ich auch schon tote Wildschweine neben der Strasse liegen gesehen. Und die will ich auch nicht vor dem Reifen haben.
Ich bin ganz alleine auf dem Platz und heute ist Sonntag, da dürfte nicht allzu viel Verkehr sein. Es gibt einen schönen Sonnenuntergang und alles ist gut.
Denkste!
Heute soll BLUTMOND sein.
D.H. der Vollmond liegt im Schatten der Erde und wirkt dadurch leicht rötlich.Sieht bestimmt schön aus, doch ich bin zu müde nach der langen Tour und will einfach nur noch schlafen !!
Aber natürlich kommt noch ein LKW dazu, der erst seinen Motor lange laufen lässt und nachdem er ihn abgestellt hat, den Generator anschmeisst. Und dieser läuft natürlich die ganze Nacht durch. 🙁
Dazu kommt dann doch noch mehr Schwerlastverkehr als gedacht. Hier gibt es wohl kein Sonntagsfahrverbot :-((
Ausserdem ist es immer noch sehr heiß.;-(((
Und dieser blöde Vollmond nervt auch, da er so hell leuchtet. :-((((
Und mein Rücken meldet sich auch mal wieder. :-((((( Knapp 700 km waren vielleicht doch etwas viel für ihn. Irgendwie ist heute alles doof.
Nachdem ich mich dann stundenlang hin- und hergedreht habe, höre ich auf einmal Schritte neben meinem Zelt! Taps,Taps, Taps…Ich springe auf und leuchte mit meiner Stirntaschenlampe mit Stroposkopeffekt in der einen Hand und Pfefferspray in der anderen, in die Nacht. Doch niemand ist zu sehen. Ich war mir aber ganz sicher. Doch anscheinend war es nur der Wind, der leicht aufgefrischt ist und an dem Zelt gerüttelt hat.
Puuh ,also wieder hinlegen. Wieder zwei Stunden später ,sehe ich im Halbschlaf immer etwas aufblitzen. Komische Autos, denke ich mir noch. Erst als ich Grollen und die ersten Regentropfen auf dem Zelt höre , wird mir bewusst das ein Gewitter aufzieht. :-(( Erst überlege ich dies in meinem Zelt auszusitzen, nachdem ich aber die tiefschwarzen Regenwolken und die vielen Blitze sehe, besinne ich mich eines Besseren. Am Blitzschlag wollte ich nicht sterben.
Ich raffe in Windeseile meine ganzen Sachen incl. Zelt zusammen und erreiche buchstäblich in letzter Sekunde einen Unterstand mit dreckigem und klebrigem Tisch und Bänken. Kurz bevor der Himmel über mich einstürzt!
Da wo eben noch mein Zelt stand, ist nun eine riesige Wasserpfütze. Und es giesst noch immer in Strömen.
Es ist nun fünf Uhr morgens und es wäre nun normalerweise bald Zeit zum Aufstehen. 😉 Da an schlafen sowieso nicht mehr zu denken ist, klappe ich meinen Laptop auf und warte auf den Sonnenaufgang.
Genau dann hält mir gegenüber ein LKW mit der Riesengrossen Aufschrift „Toll“.
NEIN, war es nicht!! ;-))
Was für eine Horrornacht!!
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Kurzer Schadensbericht der letzten Wochen.
– Die Gummiabdeckung für den Ladeschacht meines Handys habe ich verloren.
– Der Klettstreifen an dem Kartenfach des Tankrucksacks von Enduristan ist wahrscheinlich durch die Hitze, abgegangen.
-Meine Sonnenbrille habe ich irgendwo in Darwin liegen gelassen.
– die Rokstraps ( Mischung zwischen Gurt und Spanngummi, geile Dinger) die ich für die Gepäckrolle nutze sind an den Auspuff gekommen und angeschmort. Ich habe sie geflickt, mit einem Gurt von meinem Schlafsackkompressionssack.
– Und das schlimmste, das Navi Garmin 390 worauf ich noch so stolz war, dass es die Rüttelei auf der GRR überstanden hat, hat einen Sprung und ist dadurch unbrauchbar geworden. Muss mir wohl ein neues zulegen.
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P.S. Solche Bilder , wie dies mit dem Auge, sind Alltag auf den Zigarettenpackungen.
Falls euch die Story gefallen hat oder auch nicht, gerne eine Rückmeldung geben oder auch teilen.
Hallo Hinni,
Bin schwer begeistert. Du schreibst wirklich super. Kurzweilig. Hätte den Bericht am Ende deiner Reise gern als Buch, auch wenn das altmodisch sein sollte.
Glg
Danke dir Monika,
daran habe ich auch schon gedacht. Dafür müsste ich aber noch einiges überarbeiten. Mal schauen, wenn ich wieder da bin.
Hey Hinrich !
Wenn du schon in Townsville bist, hast du ja schon zirka 7000km hinter dich
gebracht. das ist schon eine stramme Leistung. In deinem Bericht schreibst du
von den zwei Schweden, die auf dem Longboard mit Anhänger 1500km
zurücklegen wollen.Das ist doch der schiere Wahnsinn. Was gibt es doch für
extreme Menschen. Nicht solche Langweiler wie Opa würde mein Enkel sagen.
Ich bin dir dankbar, das ich dein Abenteuer so miterleben darf.
Hallo, es muss ja nicht jeder mit dem Longboard so eine Reise machen. Sonst wäre das auch nichts besonderes mehr. Jeder sollte so Reisen wie er möchte. Hauptsache es macht ihm Spass. Ob im 5* Hotel, dem Caravan, dem Motorrad oder auf Händen laufend.
Wer er es aber nur macht, um damit anzugeben wird auch nicht lange Freude daran haben.
Moin Hini,
Hier zieht nun der sonnige Herbst ein, es wird kühler aber die Sonne zeigt sich viel. Deine Berichterstattung ist sehr gut geschrieben und man lebt das Abenteuer fast mit. Ich habe dich der Zeitschrift Motorrad- Abenteuer empfohlen und Rückmeldung bekommen, das sich die Redaktion den Blog anschauen möchte. Vielleicht gibt es ja dann von Dir mal einen Bilderreisebericht in dieser Zeitung. Sonst musst Du wohl doch ein Buch schreiben 🙂
Liebe Grüße
Maike
Ja Danke dir sehr. Bin gespannt ob da was nach kommt. ;-)) Aber auch wenn nicht, ich habe viel Spass am Mopped fahren,Reisen und Schreiben. Und wenn einige das auch noch gerne lesen. Besser gehts doch nicht!!
Heute endlich mal wieder Kurven gefahren. Aus den Bergen runter Richtung Cairns. Gefühlte alle 10 meter eine. Ha,Ha. So konnten die eckig gefahrenen Reifen auch mal wieder etwas runder werden.:-)