Zur Einstimmung auf den Bericht schon ein wenig Musik. Am besten neberher laufen lassen beim Lesen. 😉
Zur Zeit, ziehen hier im Südosten Australiens, schwere Gewitter mit golfballgrossen Hagelkörnern entlang. Bisher hatte ich immer Glück, aber auch dieses geht irgendwann einmal vorbei. Nachdem ich in Canberra, Carmen und Murray verlassen habe,fahre ich durch die Blue Mountains wieder in Richtung Küste. Am Anfang ist es noch trocken und die Gravelroads lassen sich prima fahren. Doch je weiter ich in die Berge komme um so schlechter wird das Wetter. Erst fängt es leicht zu nieseln an, verwandelt sich aber immer mehr in Bindfäden, dabei fällt die Temperatur auf 12,5 °. Der Regen und die Kälte sind nicht so schlimm, was mir viel mehr zu schaffen macht, sind die Strassenverhältnisse. Ich versuche irgendwie einen Weg wieder in tiefere Gefilde zu finden, doch bis zu meinem Ziel sind es noch über hundert Kilometer. Und die schmalen Pisten verwandeln sich zusehends in reine Lehmpisten. Und teilweise geht es sehr steil bergab. Mit 270 kg unterm Hintern und einem abgefahrenen Vorderreifen und einem Strassenreifen hinten, nun wirklich kein Spass mehr. Mehr als einmal sehe ich mich schon wieder liegen. Teilweise rutsche ich mit beiden Reifen quer den Weg entlang und nur durch sofortiges lösen der Bremse entgehe ich einem Bodenkontakt und einer meterlangen Rutschpartie. Ich suche mir eine Spur am Rand, wo ich noch etwas Grip finde. Und so hangele ich mich im Schritttempo immer weiter nach unten. Dabei muss ich auch immer wieder Viehgatter auf- und zumachen. Für 2 Kilometer brauche ich ca. eine halbe Stunde. Und bis zum Ziel sind es immer noch über 80 kilometer. Na dann gute Nacht! Aber glücklicherweise wird der Pfad irgendwann zu einem Weg, der dann zu einer richtigen Strasse und die dann wiederum irgendwann auch geter…, tschuldigung, asphaltiert wurde.
Da es immer noch regnet, gönne ich mir den Luxus eines Motels. Nach einer heissen Dusche und einem kalten Bier fühle ich mich gleich besser. Und gedenke den wirklichen Entdeckern ( Darwin, Humboldt, Scott und Amundsen etc.) unserer Erde vor hundert oder mehr Jahren, die echte Strapazen auf sich genommen haben. Was sind wir in unserer zivilisierten Welt doch schon verweichlicht. Naja, ihr vielleicht noch nicht. 😉
In Bateman`s Bay treffe ich noch andere Rider, die alle zum „Snowy Ride“ wollen, welcher in Cooma beginnt. Und da dies anscheinend ein Großereignis wird , mach ich mich rechtzeitig auf den Weg dorthin. Unterwegs gerate ich in einen Stau auf einer vielbefahrenen Strasse. Vorneweg sehe ich eine, wild vor sich hin gestikulierende , völlig aufgebrachte Frau mitten auf der Strasse stehen. Mein Helfersyndrom lässt wie immer nicht lange auf sich warten und ich schleiche mich an der Autoschlange vorbei nach vorne. Dann sehe ich das Unglück, in Form eines völlig verängstigten kleinen Hundes , der sich unter einem 40 tonner versteckt hat. Ich versuche der Dame wieder zu ihrem Hund zu verhelfen, doch der kleine Schlingel versteckt sich zwischen den riesigen Reifen.Erst nachdem der Trucker, einen hat fahren lassen, sorry , ich meine natürlich die nicht ganz so leise Hupe betätigt, flüchtet der Lütte in Nachbars Garten. Dort kann Frauchen dann wieder alleine versuchen ihren Schatz einzufangen. Ich gebe dem Fahrer des LKW´s das OK zeichen und er ist sichtlich froh , genau wie alle anderen Verkehrsteilnehmer auch, endlich wieder weiter fahren zu können. Für mich eine Geschichte mehr, die ich erzählen kann. Sogar mit Bildern. 😉
Cooma liegt wieder in der“Great Dividing Range“ und genau da toben immer noch heftige Gewitter. Die Nachrichten berichten auch ständig darüber. In Melboure sind sogar kleine Tornados fotografiert worden. Nach Gravelroads ist mir zur Zeit nicht mehr so und ich bleibe lieber auf der Strasse. Aber was da auf mich zukommt sieht wirklich bedrohlich aus. Eine schwarze Wand aus der ständig Blitze zucken, wartet auf mich. Irgendwann, meine ich, schon mal gelesen zu haben, dass ein Motorradfahrer vom Blitz getroffen wurde, und dabei starb. Na, wird schon nicht so schlimm werden, hoffe ich innerlich. 🙂
Vom Blitz getroffen wurde ich nicht, doch für ein paar Minuten fahre ich durch eine reinste Wasserwand. Dabei kommt mir auch das Lied , welches jetzt hoffentlich bei Euch im Hintergrund läuft, in den Sinn. :-))
Schnell merke ich, dass meine Regenhose eine Loch hat. War ja klar. 🙁
Und nur einen Kilometer weiter scheint wieder die Sonne und die Menschen sitzen draussen beim Kaffee.
Morgen treffe ich Murray und Carmen zum „Snowy Ride“ wieder. Bin gespannt was hier abgeht. Das Wetter soll jedenfalls besser werden.Na, viel schlechter geht ja auch nicht. 😉 Obwohl , hier oben fällt im Winter auch Schnee :-0
Wie immer etwas zum schmunzeln zum Schluss. 😉
Dieses Schild wurde etwas ungünstig platziert.
Deutsche gibt es überall.
Hey Hinni, in dem Bericht Nr. 30 hatte ich mich ja vollkommen verbistert, mit Sydney und Melbourne. Nun gut, sei mir mit 76 Jahren verziehen.
Oder wie du sagst, wenn du einen Fehler findest, macht nichts, kannst du behalten.
Deine Fahrt in den Bergen bei Gewitter und Regen auf Lehmpiste war bestimmt nicht einfach. Aber du hast das ja trotzdem gut geschaft.
Die kleine Geschichte mit dem Helfersyndrom und dem Hündchen fand ich toll.
Wenn ich mir die Bilder so ansehe, verabschiede ich mich heute mit einem zünftigem ahoi.