Nun habe ich doch noch einen neuen Vorderreifen bekommen. In einem kleinem Motorradladen von Port Augusta.Einen Bridgestone Trailwing für 100,- $. Der Scout war nach über 22000 km am Ende seiner Tage angelangt.
So kann ich unbesorgt doch noch einige Schotterpisten in Angriff nehmen. Dies nutze ich auch gleich aus und fahre in den Flinders Range Nationalpark. Vorher komme ich an alten Gräbern vorbei, aus den Anfangszeiten der europäischen Siedler. Und wenn ich mir das Alter der Verstorbenen anschaue,sind die wenigsten so alt geworden wie ich es jetzt mit meinen 48 Jahren bin. Und sicherlich hatten sie ein anstrengenderes Leben als wir es zur Zeit haben. Und unter den Toten sind auch sehr viele Kinder und Jugendliche.
So fahre ich weiter in Gedanken versunken durch die Ödnis und komme in Parachilna vorbei. Von weitem durch einen hohen Funkturm zu erkennen. Normalerweise wäre ich weitergefahren, doch die Ortsschilder bringen mich dazu, doch auf einen Cappuchino anzuhalten. Und ich muss sagen, es hat sich gelohnt. So ein Hotel / Restaurant hätte ich in diesem Kaff niemals erwartet. Sehr schön und geschmackvoll eingerichtet. Der Inhaber erzählt mir dann, dass dies von verschiedenen Architekten erstellt wurde und schon einige Auszeichnungen erhalten hat. Das glaube ich ihm gerne. Im Hintergrund läuft auch gerade „House“musik aus Deutschland. Wer also zufällig hier in der Gegend ist, sollte auf jeden Fall kurz reinschauen.
Für mich geht’s dann runter von der befestigten Strasse auf eine Gravelroad. Hinein in die Flinders Range, dem ältestem Gebirge der Welt. Bis zu 600 Millionen Jahre sollen die Berge alt sein. Es gibt auch eine ausführliche Erklärung zu den einzelnen Abschnitten.
Zum fahren ein Traum für jeden Enduroreisenden. Da es so gut wie keinen Verkehr gibt, schlage ich im Busch mein Lager auf und schaue der Sonne beim untergehen zu. Danach gibt es noch ein kleines Lagerfeuer und ein ruhiges Nachtquartier.
Der nächste Morgen bricht an und ich mache mich schon sehr früh, gegen 7.00 uhr, auf den Weg. Extrem langsam, da jetzt wirklich viele Tiere unterwegs sind. Kängurus, Ziegen, Kanichen,Schafe, Füchse,Emus und Kamele. Sobald es aber heisser wird, suchen sie Schatten und sind kaum noch auf der Strasse anzutreffen. Ich setze mich weiter ab und fahre noch tiefer in den Busch. Auf 4WD Pisten suche ich mir den Weg, der teilweise kilometerweise durch ausgetrocknete Flussbetten führt. Froh darüber doch noch einen neuen griffigen Vorderreifen bekommen zu haben. Der Weg ist zwar steinig aber immer noch besser als Tiefsand. 😉
Das dicke Profil der Reifen, sowie die extradicken Schläuche geben mir ein gutes Gefühl beim Überqueren einiger schwieriger Passagen. Die hier aber auf den Bildern nicht zu sehen sind.
Aber auch dieser Pfad geht irgendwann zu Ende. Und irgendwo komme ich auch wieder in einen Ort wo ich tanken muss. Fast jedes Dorf hat ein kleines Museum. So auch hier, dieses hat viele alte Landwirtschaftsfahrzeuge ausgestellt. Ein paar Gerätschaften kenne ich auch noch, aber nicht alle. Vielleicht sind hier unter den Lesern welche mit mehr Erfahrung. Bitte um Aufklärung!
Für mich geht’s nun wieder ans Wasser nach Port Lincoln zum Kraft tanken für einen sehr langen Abschnitt, der elend langen Nullarbourebene.
Elend lang ist auch dieser 1200 km lange Wanderweg.
Dinge die an Australien mag.
- Die Freundlichkeit der Australier, meistens einen netten Gruss oder Spruch auf den Lippen. Auf jeden Fall ein Lächeln. Das mag vielleicht für viele oberflächlich klingen. Aber mir ist ein netter oberflächlicher Mensch lieber, als ein unfreundlicher oberflächlicher Mensch. Schliesslich will ich nicht die Weltpolitik mit jedem diskutieren. Und lächelnde Menschen sind mir einfach sympathischer als welche die immer nur “ grumpy“ mürrisch sind.
- Das Wetter ist schon nett. T-shirt, kurze Hose und Badeschlappen sonst weiter nichts . Ich mag zwar das rauhe Klima bei uns auch und die Jahreszeiten, aber unser Sommer ist meistens doch etwas zu kurz.
- Der Verkehr ist immer sehr entspannt. Keiner drängelt und wenn jemand langsamer fährt , fahren viele oft ganz links um einen überholen zu lassen. Naja, wenn überhaupt mal Verkehr auf der Strasse ist. Natürlich nicht auf den Hauptstrecken oder in der Stadt.
- Bier wird immer kalt serviert. Ist nicht jedermanns Sache. Ich finde es toll. Warm wird es von selbst.
- Fast überall sind die Einrichtungen sauber und heil. Und nicht kaputt geschlagen und voller Grafitti.
- Die kostenlosen Barbeques fast überall.Und dann sogar sauber. Die Aussies räumen auf und machen auch wieder sauber. Wenn es dreckig ist, waren es meistens junge Europäer, die warten dass Mutti kommt.
- Countermeals, man bestellt und bezahlt am Tresen und kriegt das Essen an den Tisch. So kann man denn gleich losgehen wenn man möchte und muss nicht auf die Kellnerin warten.
- Die unglaubliche Weite der Strände und die Einsamkeit in der Natur. Finde ich immer noch faszinierend.
Freut Euch auf den nächsten Blog. Da geht es richtig zur Sache. Mir ist etwas ganz schreckliches passiert. Der zweitgrösste Supergau auf Reisen. Seid gespannt!!Einige Eingeweihte wissen schon worum es geht.
Heute zum Abschluss mal was anderes . Für alle die ihn noch nicht abonniert haben 😉 Ein Bericht im Probsteier Herold über meine Reise.
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Hallo Hinni !
22000 km mit dem Vorderreifen bei der Beanspruchung ist sicherlich eine gute Leistung. Ich weiß allerdings nicht wie das mit dem Preis von 100$ ist. Beeindruckend ist dein Ausflug in die 600 Millionen Jahre alten Berge. Die Bilder vom Sonnenuntergang und dem Lagerfeuer wecken gleich wieder das Fernweh. Aber damit will ich mich jetzt nicht länger aufhalten. Deine Fragen zu den Landmaschinen kann ich dir als gelernter Landwirt auch nicht beantworten. Sie müssen aus den Jahren 1900 bis 1920 stammen, wenn man sich überlegt, das die Landmaschinen bis auf dem Schlspper Eisenräder haben.
Für den nächsten Abschnitt der Reise sage ich Ahoi !