Nachtschicht oder Murphys Law, Murphys Gesetz ( Wenn etwas schief gehen kann, geht es auch schief)
Inzwischen waren fast alle Zutaten eingetroffen, um meinen Eintopf zu einem köstlichen Mahl zuzubereiten. Für alle, die jetzt die leise Hoffnung hegten, ich würde jetzt auch unter die Fernsehköche gehen und endlich mal über etwas vernünftiges schreiben, muß ich leider enttäuschen.
Mit dem Eintopf ist meine kleine Einzylinder Suzuki gemeint und mit den Zutaten, ein Windschild, das Gepäcksystem, ein neuer Kettenöler unter weitere neckische Kleinigkeiten.
Was hat es nun mit Murphys Law auf sich. Bis zwei Tage vor meinem Abfahrt wusste ich noch nicht , wo ich hin wollte. Der reinste Horror für einige Leute. Ich kenne welche, die ein Jahr woher schon wissen, wann an welcher Tankstelle sie im Urlaub tanken müssen.
Nach Korsika wollte ich schon länger hin. Irland mit seiner atemberaubenden Westküste lockte mich auch und Norwegen lohnt sich sowieso immer.
Aber vorher stand noch eine Umbausession an. Die georderten Teile kamen auf dem letzten Drücker an und mußten noch angebaut werden. Ein Ölwechsel wäre bestimmt auch nicht verkehrt, obwohl das Öl noch gut aussah.
Da ich Spätdienst hatte, konnte ich erst abends loslegen. Ich war guter Dinge. Obwohl ich aus langer Erfahrung weiß, daß bei mir nie, etwas einfach mal so funktioniert. Und so war es denn jetzt auch. An den Lenkerarmaturen ging es recht eng zu, so daß ich die dicken Abdeckkappen weglassen mußte. Damit konnte ich leben. Beim Ausrichten der Halter hätte ich mir Krakenarme gewünscht, aber auch das gelang irgendwann.
Für den neuen Kettenöler „Cobrra“ mußte ich einen längeren Halter bauen. Kein Problem für mich, aber die Zeit lief dahin. Nun war es schon nach Mitternacht und es fehlte nur noch der Ölwechsel. Schnell gemacht, zwei Ablaßschrauben lösen, Öl ablaufen lassen, alten Ölfilter ersetzen, Schrauben wieder rein. Öl rein und fertig.
Aber manchmal sind es die kleinen Dinge im Leben, die einen erfreuen oder zur Weißglut bringen können. Ob nun die offene Zahnpastetube des Partners oder ein Eurostück auf der Straße finden.
Glück und Leid sind oft launige Gesellen oder doch eher Vasallen des eigenen Könnens?
Wie auch immer, jedenfalls ging bei lösen der Ölablaßschraube der Kupferdichtring verloren, kein Problem, der soll sowieso neu. Und ich hatte noch reichlich auf Lager. Doch als die ölverschmierte Schraube mir ihre ganze schönen vollkommenen Windungen präsentierte, viel es mir wie Schuppen aus den Haaren. Sch….. die sieht verdammt klein aus. Und nach und nach, wurde meine erst vor kurzem durch die Frühlingssonne erworbene zarte Bräune, ersetzt, durch leicht panikerfüllte Blässe. Natürlich hatte ich keinen passenden Kupferdichtring mehr in meinem sonst reichhaltigem Portfolio an unnützen Gegenständen.
Manchmal kann man den alten Kupferring auch ein zweites Mal verwenden, hörte ich mich leise sagen. Also fing ich an, das Altöl in der Ölwanne durchzusieben, in der Hoffnung ihn dort zu finden. Selbstverständlich völlig erfolglos. Nun war der Fußboden an der Reihe, den ich mit meiner Stirnlampe in den hintersten Ecken absuchte. Aber außer leicht erschrockenen Spinnen, die mich mit ihren ,gefühlten, 28 Augen mitleidig anschauten, war für mich nichts zu holen.
Aber ich hatte ja noch Nachbarn und Freunde, die sich sicher freuen würden, mal wieder etwas von mir zu hören, erst recht nachts um halb zwei. Daher schickte ich vorsichtshalber eine Whattsapp raus. Und ich bekam sogar Antworten. Von drei Angeschriebenen, antworteten alle drei. Solche Kumpels hat nicht jeder.
Zwei meinten noch welche auf Lager zu haben. Doch leider war der eine im Weserbergland, der nächste in Irland und der dritte war auch unterwegs.
Wie sagte doch mal ein Fußballprofi,“ Haste Scheiße am Bein, haste Scheiße am Bein“.
Nun gut, zum Verzweifeln war ich noch zu jung und improvisieren konnte ich auch. Also nahm ich einen Ring in der nächsten größeren Größe und legte ihn genau mittig rein, so daß er noch abdichtete. Der Motorprobelauf verlief erfolgreich und ich konnte nun endlich mit schlechtem Gewissen ins Bett gehen.
P.S. Am selben Tag konnte mir ein anderer Kumpel mit der richtigen Größe aushelfen. Von hier aus nochmals vielen Dank an Matscher!