Ibiza 2017 Fisch und Meer

Ibiza 2017

Diese Reise hat nichts mit dem Motorradfahren zu tun. Sondern mit dem Fischen im Mittelmeer. Aber vielleicht interessiert das den geneigten Leser trotzdem. Schliesslich beinhaltet die Seite auch das Wort Travel. Falls nicht, seid gespannt, bald gibt es wieder Neues vom Zweirad.

Michael Standor von „Balearic Sportfishing“ hatte über Facebook Angler gesucht, die Lust hatten, an einem Programm zur Markierung von Amberjacks teilzunehmen. Diese Studie wurde von der spanischen Regierung gefördert um genauere Daten über die Population zu erhalten. Sogenanntes Tag and Release. Dabei werden Art, Länge, Gewicht, Zustand und Ort festgehalten und in einer Art Kartei gesammelt und später ausgewertet.
Fischen und dabei noch gutes tun, da bin ich dabei.

Leider wurde in den vergangenen Jahrzehnten starker Raubbau an den Fischbeständen im Mittelmeer betrieben und viele Arten stehen kurz vor dem Zusammenbruch, erst in den letzten Jahren hat ein Umdenken eingesetzt, unter anderem auf Druck von der Europäischen Union.
Vor allen Dingen die illegale Fischerei stellt ein grosses Problem dar. Insbesondere der Blauflossenthunfisch, auch wegen seines Fleisches roter Thun genannt, wird bis zum letzten Exemplar gejagt. In Japan wurden schon bis zu 1,4 Mill. Euro für ein einziges Tier gezahlt. Der weltweite Hunger nach Sushi hat die Preise nach oben getrieben. Während es in den 40er und 50er Jahren sogar in Dänemark noch eine Thunfischflotte gab, mussten viele Fischer inzwischen ihren Beruf aufgeben.
Aber anscheinend tragen die strengen Schutzmassnahmen langsam Früchte, auch wenn man von einer Entwarnung noch meilenweit entfernt ist, geben einige Fänge doch Grund zur Hoffnung. Siehe auch folgenden Artikel.

Dänemark: Erster geangelter Blauflossen-Thunfisch markiert

Die Anreise mit dem Flieger von Hamburg dauerte nur ein paar Stunden. Dann empfing uns Ibiza mit herrlich milden Temperaturen und so erreichten wir gegen Abend unsere schwimmende Unterkunft die„ Pilar“. Sie sollte für uns vier Angler, Erik, Arne, Stefan und mir sowie dem Kapitän Ole und seinen Helfern Marek und Marcel, die sich abwechselten, für die nächsten Tage unsere Heimstatt sein.
Schon am nächsten Morgen ging es um 6,00 Uhr los, um noch rechtzeitig vor Sonnenaufgang unsere Köder zu fangen. Insbesondere kleine Kalmare, die viele bestimmt als Tintenfischringe auf ihren Frutti di Mare Pizzen kennen, waren solange es dunkel blieb, begehrte Beute.
Glücklicherweise gibt es hier nicht ihre grossen Brüder, die Kolosskalmare, diese können über 12 m Gesamtlänge erreichen und ihre Augen einen Durchmesser von 27 cm. Diese sind gleichzeitig auch die grössten im gesamten Tierreich.
Als die Sonne langsam am Horizont aufging, verzogen sich unsere Kopffüsser wieder in die dunklen Tiefen des Mittelmeeres. Dafür bissen jetzt Heringe und Stöckermakrelen. Andere Arten, wie Eidechsenfische und ähnlich aussehende Fische wie das Petermännchen durften gleich wieder in ihr Element zurück. Wobei man beim Petermännchen besondere Vorsicht walten lassen sollte. Ihre giftigen Stacheln können heftige Schmerzen verursachen.

Nachdem wir genug Baitfish zusammen hatten, ging es an das Trolling, dies ist das hinterher schleppen von unterschiedlichen Ködern in verschiedenen Wassertiefen. Dies speziell an Punkten, wo sich die Amberjacks vorwiegend aufhalten.

Nachdem Arne am ersten Tag einen kleineren Amberjack gefangen hatte,der, nachdem er markiert und zurückgesetzt wurde, lief es die folgenden Tage eher schlecht. Leider frischte der Wind immer mehr auf, mit der folge , dass auch die Wellen dementsprechenden höher wurden. Zwischendurch fingen wir immer wieder kleinere „False Albacores“. Aber die Grossen wollten nicht anbeissen. Auch unsere Kunstköder wurden trotzig ignoriert. So einfach ist das Angeln, trotz aller erdenklichen Hilfsmittel, glücklicherweise, nun doch nicht. Sonst wäre es wirklich langweilig, wenn man genau bestimmen könnte, wann welcher Fisch wo anbeisst.

Für uns endete der Tag erst wieder um 21,00 Uhr als wir im Hafen einliefen, vorher hiess es aber noch, wieder Köder für den kommenden Tag zu fangen.
Nach dem Anlegen, nutzten einige von uns die Gelegenheit direkt am Hafen den örtlichen Wirtschaften einem näheren Test zu unterziehen. Aber allzu spät wurde es trotzdem nicht, schliesslich mussten wir morgens wieder früh raus.

Der letzte Tag brach an und die Stimmung war aufgrund der fehlenden Fische nicht die beste. Aber der Wind hatte deutlich nachgelassen und schon beim Baitfish fangen merkten wir, dass es wohl besser lief, denn die Bissfrequenz war um einiges besser. Ob es an dem mehr an Sauerstoff lag, der durch die Wellen am Vortag erzeugt wurde oder aber an dem Neumond der bevorstand, lässt sich schwer sagen. Jedenfalls hatte Stefan gleich einen schönen Amberjack gefangen, den wir nach einem Erinnerungsfoto und einer Markierung wieder zurücksetzten. Dann passierte wieder eine Zeitlang nichts. Bis auf einmal ein gewaltiger Biss die schwere Rute mit der Multirolle zu einem Halbkreis formte und Schnur von der fast völlig geschlossenen Bremse zog. Da ich in der Nähe stand, griff ich mir die Rute. Den Fisch zu stoppen war anfangs gar nicht möglich. Zu stark war der Zug auf der Schnur. Glücklicherweise hatte Marek tags zuvor den Knoten nochmals erneuert und verbessert und ich konnte mich nun 100% auf das Tackle verlassen.
So standen wir alle da und überlegten welcher Fisch gebissen hatte. Entweder ein riesiger Amberjack oder sogar ein Blauflossenthun. Jedenfalls machte der Fisch keine Anstalten sich erkennen zu geben. Währendessen legte mir Erik den Gimbal um, diess ist so eine Art Gürtel, indem man die Rute reinstellt. Arne filmte den ganzen Akt und Stefan half mit das Heck des Bootes von allen anderen Dingen frei zu halten. Ole versuchte dabei das Boot so zu steuern, dass die Schnur nicht unter den Rumpf oder sogar in die Schraube gerät. Inzwischen war Marek auf die Badeplattform gestiegen und sorgte mit der blossen Hand, dass immer genügend Abstand zwischen Schnur und Bordwand war. So waren alle beschäftigt und die Minuten vergingen. Auch nach einer Viertelstunde konnten wir nur ahnen welches grosse Tier sich in den dunklen Tiefen seine Kreise zog. Die Wahrscheinlichkeit einen Thun an der Angel zu haben lag aber nahe.

Allmählich Zentimeter um Zentimeter gelang es mir, Schnur auf die Rolle zu bekommen. Anscheinend liessen nicht nur bei mir, sondern auch beim Fisch die Kräfte langsam nach. Mein Rücken meldete sich mehr als deutlich. Der gebrochenen Rückenwirbel, den ich mir damals in Australien zugezogen hatte und nie richtig behandelt wurde, wunderte sich auch, was sein Eigentümer plötzlich mit ihm anstellt.
Die ganze Zeit über, war auch das Nachbarboot mit Michael und seinen Gästen in der Nähe und verfolgte das Geschehen.
So langsam gewann ich die Oberhand und es zeichnete sich etwas helles im dunklen Blau ab. Ja tatsächlich, es war ein Blauflossenthun. Erst an der Oberfläche konnten wir die wahren Ausmaße des Fisches sehen. Die geschätzten Maße lagen bei ca. 1,40cm Länge und ca.50 kg Gewicht. Nur mit Ole´s Hilfe konnten wir den Fisch auf die Reling legen, den Haken, der ganz vorne im Maul hing, lösen und ein Abschiedsfoto machen. Dies war für mich mein bisher grösster Fisch und gleichzeitig auch ein Traum von mir. Allerdings kein Vergleich zu den Grössen die diese Fische erreichen können. Maximal wären ca. 4,50 m und über 750 kg . Der Weltrekord mit der Angel liegt bei 1496 Pfund und wurde von Ken Fraser im Jahre 1979 aufgestellt und ist immer noch gültig.
http://www.tunaxxl.com/kanada/fraser.html

Dabei können die Bluefins ein Alter von bis zu 40 Jahren erreichen. Ausserdem können sie ihre Körpertemperatur erhöhen,wodurch sie besonders hohe Geschwindigkeiten erreichen. Die Angaben variieren zwischen 80 und 100 km/h. Und um so einen schwimmenden D-Zug aufzuhalten, benötigt man neben einer guten Kondition auch allerschwerstes Angelgerät. So gesehen, war unser Thunfisch noch ein Jugendlicher.

Somit hatten wir am Ende der Woche doch noch einen versöhnlichen Abschluss und konnten etwas früher zum Liegeplatz fahren und mit allen Beteiligten bei einem gemütlichem Essen den Tag Revue passieren lassen.

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